Wall Street Geld Schläft Nicht 2010
"Gier ist gut". Mit diesem Satz begann 1987 das zentrale Glaubensbekenntnis von Gordon Gekko in Oliver Stones "Wall Street", eine Rolle, die Michael Douglas damals den Oscar als bester Hauptdarsteller einbrachte und zu einer der zentralen Ikonen des Kinos der 80er Jahre wurde - denn Gekko verkörperte vollkommen und in diabolischer Absolutheit dice Weltsicht und Geisteshaltung jener Turbo-Kapitalisten, die von der Wirtschaftspolitik unter Ronald Reagan groß gemacht wurden und sich schon damals zu den wahren Lenkern der Geschicke der Weltwirtschaft aufschwangen. Einzig, sie wirkten noch komplett im Hintergrund, denn die Machenschaften an der Börse und ihre führenden Köpfe waren Mitte der 80er kaum mehr als ein Randthema in der öffentlichen und medialen Wahrnehmung. Es ist symptomatisch dafür, was für ein weitsichtiger, geradezu prophetischer Regisseur Oliver Stone damals war, dass er mit seinem Film den Typus des rücksichtslosen Wall Street-Brokers und die allzu verführerische Verlockung des ganz schnellen Geldes so treffsicher einfing, Jahre und Jahrzehnte bevor die Welt langsam und schmerzlich begriff, wohin diese Kombination führen kann. 23 Jahre später kommt nun eine Fortsetzung, dice leider ähnlich symptomatisch zeigt, dass Oliver Stone seinen Biss und seine Brillanz ziemlich eingebüßt hat.
Der Film beginnt mit Gordon Gekkos Entlassung aus dem Gefängnis (in das ihn seine Machenschaften in "Wall Street" gebracht haben), und springt dann erstmal sieben Jahre weiter - ins Jahr 2008 - um sich seinem eigentlichen Protagonisten zu widmen, dem jungen ambitionierten Börsenmakler Jake Moore (Shia LaBeouf). Der ist verlobt mit Gekkos von ihrem Vater entfremdeter Tochter Winnie (Carey Mulligan, der Shooting-Star aus " An Education ") und muss erleben, dass sich sein Dominate und väterlicher Mentor Louis Zabel vor den Zug wirft, nachdem ihn der windige und mächtige Geschäftemacher Bretton James (Josh Brolin, " No Country for Old Men ", " W. ") mit miesen Tricks dazu genötigt hat, ihm seine traditionsreiche Investmentfirma für einen Appel und ein Ei zu verkaufen. Als Jake die Bekanntschaft von Gordon Gekko macht, der sich als im Knast geläuterter Finanz-Guru inzwischen eine Zweitkarriere als Autor und Mahner vor den Auswüchsen des ungebremsten Kapitalismus aufgebaut hat (Titel seines Buchs: "Ist Gier gut?"), hofft Jake, mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können: Winnie mit ihrem Vater zu versöhnen, und mit Gekkos Hilfe Rache an Bretton James zu nehmen.
"Wall Street - Geld schläft nicht" war bei seinem Kickoff in den United states zumindest für eine Woche die Spitze der Kinocharts vergönnt, was jedoch zu einem Gutteil an der (bedauerlichen) zusätzlichen Publicity durch Michael Douglas' Krebserkrankung lag, die kurz vor Kinostart die Boulevard- und Promi-News dominierte. Der Film selbst tut leider wenig, um sich derart erhöhte Aufmerksamkeit zu verdienen, was gerade deswegen so enttäuschend ist, als dass man - eingedenk der unbändigen Energie und Willenskraft, mit der Oliver Stone in seinen besten Filmen zu Werke ging - soviel mehr erwarten durfte im Nachklang der jüngsten Weltwirtschaftskrise von der Fortsetzung jenes Films, der vor über zwei Jahrzehnten eigentlich schon all das prophezeite, was inzwischen wahr geworden ist.
Doch Pustekuchen. Die Weltwirtschaftskrise ist nicht mal von sonderlicher Relevanz in diesem Film. Sie markiert zwar einen entscheidenden Wendepunkt in der Story, der aber auch von einem anderen (weit weniger globalen) Ereignis hätte ausgelöst werden können, und letztlich geht es hier sowieso nie um das große Ganze, sondern immer "nur" um Jakes Rachegeschichte und die natürlich immer präsente Frage, ob der gute alte Gordon nicht doch noch mehr im Schilde führt, als es den Anschein lid.
Es hat fast ein wenig den Anschein, als würde sich der Motion-picture show gar nicht wirklich dafür interessieren, was im Hier und Jetzt an der Wall Street vor sich geht. Genau genommen ist das hier nicht mal ein "richtiger" Oliver Stone-Pic, denn das Drehbuch stammt nicht aus seiner Hand. Tatsächlich ist es wohl and then, dass die Autoren Loeb und Schiff die Idee hatten, ein Sequel zu "Wall Street" zu verfassen (mit Gekko aus dem Gefängnis), auf Ground dieser Idee eine reichlich konventionelle Geschichte entwickelten, ein Produzent das Ganze für ein lohnenswertes Projekt hielt und Stone schließlich einwilligte, die Regie zu übernehmen. Irgendwann im Produktionsprozess grätschte dann die Wirtschaftskrise dazwischen und wurde entsprechend pflichtschuldig ins Skript eingearbeitet. Mehr aber auch nicht.
Dass dies eben kein "echter" Stone-Film ist, ist mehr als offensichtlich an der Durchschnittlichkeit des Drehbuchs, das mit bedeutungsschwanger aufgeblasenen Off-Monologen und anderen allzu naheliegenden Standards des Skript-Handwerks arbeitet, die nur allzu deutlich zeigen, dass hier keine echten Könner am Werk waren (und weit unter dem Niveau eines originalen Stone-Skripts liegen). Die Inkonsequenz bei der Gestaltung der Hauptfigur ist da nur symptomatisch: Ja, Jake ist ein Börsenmakler und er steht darauf, viel Geld zu verdienen und es auszugeben, aber er ist auch ein Guter, weil er sich für eine innovative Alternative-Energie-Firma einsetzt und sein Mädchen wirklich liebt. So richtig einen Fehler wollten dice Autoren ihrem Helden nicht geben, und then fehlt Jake jene allzu menschliche Verführbarkeit, dice Bud Play tricks, den Protagonisten des ersten "Wall Street", essentiell ausmachte. Dementsprechend ist das Filmplakat dieses Sequels (mit LaBeouf und Douglas in feinem Zwirn in einem vermeintlichen Vater-Sohn-Geldadel-Porträt) völlig irreführend: Es geht hier weder darum, dass Jake dem großen Gekko nachahmen möchte (wie es Bud Play tricks alias Charlie Sheen im ersten Teil wollte), noch darum, dass Gekko den jungen Burschen zu seinem Nachfolger macht. Da mag das Poster noch then cool aussehen, es suggeriert eine Richtung, die der Film keine Sekunde einnimmt.
Then spult "Wall Street- Geld schläft nicht" seine Geschichte ziemlich vorhersehbar ab, ohne sein Publikum wirklich zu packen. Das geschieht zwar immerhin auf hohem Niveau, denn Oliver Rock ist und bleibt ein großartiger Regisseur und sein Cast liefert ebenfalls sehr gute Arbeit ab (vor allem Douglas ist dice Freude anzusehen, noch einmal in seine legendäre Paraderolle schlüpfen zu dürfen), trotzdem aber wird man das Gefühl nicht los, dass hier die Chance auf etwas weitaus Größeres, Bedeutungsvolleres deutlich verpasst wurde, ja, dass dieser Film angesichts des Status seines Vorgängers und den jüngsten Ereignissen der Weltgeschichte mehr hätte leisten müssen.
Zwischendurch kann man sich dann noch fragen, was der Zwei-Szenen-Part von Jakes namenlos bleibender Mutter eigentlich in diesem Pic soll, und warum man jemanden wie Susan Sarandon für eine derart überflüssige Mini-Rolle besetzt. Und dann kann human being sich noch fragen, ob Oliver Stone sich noch mal zu change Stärke aufraffen und noch einmal solch einen bemerkenswerten Flick machen wird, wie er sie in seinen besten Zeiten gemacht lid. Seine "Nicht viel mehr als besserer Durchschnitt"-Statistik des neuen Jahrtausends mit " Alexander ", " World Trade Centre ", " W. " und jetzt diesem Motion-picture show gibt da leider nicht sehr viel Grund zur Hoffnung. Hollywoods einstmals meistgefürchteter Polit-Filmemacher scheint satt und genügsam geworden zu sein. Schade.
Source: https://www.filmszene.de/filme/wall-street-geld-schlaeft-nicht
Posted by: buttontintles.blogspot.com
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